Mit Enttäuschung nahm der Erfurter Fahrgastbeirat zur Kenntnis, dass Sichtweisen der städtischen Fahrgastvertretung in der Debatte um den lokalen Werbeflächen-Vertrag keine Beachtung finden. Dieser beinhaltet u.a. Vorgaben an die Gestaltung von Haltestellen in Form eines Wartehallenkonzepts.
Gerade mit Blick auf den langjährigen, kontinuierlichen Erfahrungsaustausch zwischen Verkehrsunternehmen und Fahrgastbeirat ist es aus Sicht von Konrad Braun, Vorsitzender des Fahrgastbeirats, verwunderlich, dass das Gremium in dieser Aufgabe gesamtstädtischer Relevanz außen vor gelassen wird:
»Dass eine stärkere Einflussnahme von Fahrgästen in wichtige Entscheidungsprozesse möglich ist, stellt nicht nur die Theorie dar, sondern gelebte Praxis und gängige Gremienarbeit verschiedener Fahrgast- und Kundenbeiräte deutschlandweit. Dort finden kontinuierliche Gedankenaustausche mit Vertretern der Verkehrsunternehmen sowie der Kommunen oder der jeweiligen Nahverkehrsgesellschaft statt. Eine solche Plattform des konstruktiven und an aktuellen, stadtweiten nahverkehrspolitischen Themen orientierten Dialogs zwischen allen Beteiligten befürworte ich ausdrücklich auch für Erfurt. Dass städtische Entwicklungen dieser Ausmaße, die für Fahrgäste unweigerlich spürbar werden, nicht gemeinsam mit Vertretern der betroffenen Nutzergruppe im Vorfeld besprochen und deren Hinweise aufgenommen sowie diskutiert werden, ist mir nicht vermittelbar. Nach der Novellierung des Nahverkehrsplans ist die Ausschreibung der städtischen Werbeflächen mitsamt Vorgaben zur Gestaltung von Haltestellenhäuschen nun ein weiterer großer Schritt zur Weiterentwicklung des Erfurter Nahverkehrs, der ohne Partizipation des Fahrgastbeirats gegangen wurde. Dies schwächt die Ambitionen des ehrenamtlich agierenden Beirats und schadet dem Ansehen ehrenamtlicher Tätigkeit im Allgemeinen, die es oftmals abverlangt sich neben Studium oder Beruf an freien Nachmittagen oder Abenden den Themen zu widmen, die eine weitaus größere Personengruppe als den Beirat selbst betreffen. Nicht zuletzt wichtige Meilensteine wie die Fertigstellung der Arena Erfurt in diesem Jahr, des ICE-Knotens im Dezember 2017 sowie die Bundesgartenschau 2021 werden den Fokus der Öffentlichkeit stärker auch auf Details im Stadtraum lenken und das Bild der Stadt für Erfurter sowie verstärkt auch Gäste der Stadt formen. Nicht nur für den tagtäglichen Nutzer des Erfurter ÖPNV-Angebots stellt sich dabei die Frage nach Aussehen und Funktionen von Wartehallen und gesamten Haltestellenanlagen, sondern in den folgenden Jahren auch verstärkt für Stadtauswärtige wie Touristen und sonstige Besucher der Stadt. Ich hoffe auf künftige Gesprächsbereitschaft in nahverkehrsaffinen Themen und ein Signal, dass Fahrgäste nicht die unwesentlichste Rolle in Fragen zur Gestaltung des ÖPNV-Angebots darstellen. Das Vorhandensein unseres Gremiums ist ein starker Vorteil für alle Nahverkehrsnutzer und -planer in Erfurt, der auch als solcher von entscheidenden Stellen verstanden und als Chance erkannt werden sollte.«
Hinsichtlich der gegenwärtigen Debatte um Wartehallen strebt der Erfurter Fahrgastbeirat an, in den Planungsprozess noch eingebunden zu werden um eigene Vorstellungen und Sichtweisen einbringen zu können. Er ist bemüht, den in der Vergangenheit möglicherweise entstandenen Eindruck, das Gremium habe kein Interesse an einer Beteiligung an städtischen Diskussionen, auszuräumen. In den kommenden Wochen wird beabsichtigt, eigenständig Merkmale eines Referenz-Designs für Haltestellenanlagen festzusetzen und diese im Folgenden der Öffentlichkeit zu präsentieren. Für eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung ist der Beirat aufgeschlossen, ebenso wie für eine Weiterentwicklung und Intensivierung des Dialogs mit den Verkehrsbetrieben.
Für Rückfragen schreiben Sie bitte an kontakt@fahrgastbeirat-erfurt.de.